Laut einer Erhebung, die im Jahr 2014 durchgeführt wurde, sind 268.000 Menschen von der sogenannten Energiearmut betroffen. Das heißt: 3 Prozent der Österreicher können sich die Energiekosten nicht leisten; sodass die Wohnung im Winter kalt bleibt. Doch die 3 Prozent können sich auch keinen Strom oder kein warmes Wasser leisten. Theresia Vogel ist Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds und weiß, dass sich viele Betroffene entscheiden müssen, ob sie lieber eine warme Dusche oder eine warme Wohnung wollen.

Heizkostenzuschüsse beheben nicht die Ursache des Problems

Energiearmut wird erst seit dem Jahr 2010 thematisiert. Jedoch fehle noch immer eine einheitliche Definition. Heizkostenzuschüsse werden zwar bezahlt, sind aber – so Vogel – nur eine kurzfristige Maßnahme. Auch wenn den Betroffenen kurz geholfen wird, kann mit den Zuschüssen keinesfalls die Ursache der Energiearmut bekämpft werden. In vielen Fällen ist es nämlich die Mischung aus einem geringen Einkommen und dem äußerst schlechten Zustand des Hauses. Damit alte Wohnhäuser thermisch saniert werden können, wurde das Projekt „RedEn!“ geschaffen. „RedEn!“ wird vom Klima- und Energiefonds gefördert. Des Weiteren bestehen Kooperationen mit der Katholischen Sozialakademie Österreichs, der e7 Energie Markt Analyse GmbH und der Donau-Universität Krems. Margit Appel (Katholische Sozialakademie Österreichs) will etwa, dass auch die Bewohner beteiligt werden; in Wien-Favoriten, Korneuburg und Krems wurden bereits Häuser ausgewählt und die Bewohner zur thermischen Sanierung befragt. Am Ende gab es eine Versammlung und die Information, welche Sanierungsmaßnahmen erfolgen werden. An der Versammlung haben aber nur wenige Mieter teilgenommen. „Die Mieter fühlen sich heute nicht mehr als Gruppe. Da ist es dann besonders schwierig, alle an einen Tisch zu holen“, so Appel.


„Wir befinden uns in einer Abwärtsspirale“

Bei den Begutachtungen stießen die Experten auf undichte Türen und Fenster, auf Wohnungen mit veralteten Heizsystemen oder fehlender Zentralheizung. Walter Hüttler ist der Geschäftsführer der e7 Energie Markt Analyse GmbH und weiß, dass derartige Haushalte natürlich extrem teuer sind. „Der Bewohner muss dann, da die Stromkosten enorm sind, bei den Heizkosten sparen“, so Hüttler. Natürlich sind thermische Sanierungen zwar möglich, jedoch würden die Sanierungskosten in weiterer Folge Auswirkungen auf die Mieten haben. „Natürlich können wir eine thermische Sanierung vornehmen, sodass die Bewohner bei den Heiz- und Stromkosten sparen können. Das Problem ist aber, dass die erhöhten Mieten nicht bezahlt werden können. Wir befinden uns hier in einer Abwärtsspirale“, weiß Hüttler.

Experten stehen vor einer möglichen Lösung

Doch die Experten stehen vor einem möglichen Lösungsansatz. Die Rede ist von einer „angemessenen Durchmischung“, wobei das Hauptaugenmerk auf „zweckgebundene Wohnungen“ gerichtet sein soll, die weiterhin – aufgrund günstiger Mietvorschreibungen – für einkommensschwache Familien zur Verfügung stehen sollen. Natürlich sind es auch soziale Aspekte, die bei der Vergabe von diversen Sanierungsförderungen eine wesentliche Rolle spiele müssen. „Die Problematik, mit der wir seit Jahren zu kämpfen haben, wird in den nächsten Jahren definitiv nicht kleiner“, so Theresia Vogel. Folgt man den Zahlen, werden die Wohnkosten – vor allem in den Ballungsräumen – deutlich steigen.